Herbert Linden – Struktur und Form

In seinem berühmten Essay „Feld“ schildert der Kunstkritiker und Literat John Berger, wie „Ereignisse“ innerhalb eines begrenzten Raumes strukturbildend wirken und dabei die Wahrnehmung dieses Umfeldes gravierend beeinflussen: „Die Existenz des Feldes ist die Vorbedingung dafür, dass sie (die Ereignisse) sich so ereignen, wie sie es getan haben, und dafür, dass sich andere Ereignisse in bestimmter Weise abspielen.“
Wenn man in Bergers Beschreibung den Begriff „Feld“ durch das Wort „Bildträger“ ersetzt, hat man erste grundlegende Einsichten gewonnen über Herbert Lindens Arbeitsweise. Er nutzt die - liegende -  Leinwand als begrenzten Ereignisraum, innerhalb dessen unterschiedliche und unterschiedlich wirksame Bedingungen („Ereignisse“) sich verdichten zu einer Konstellation, die zu einem willkürlich wählbaren Zeitpunkt kulminiert zu einem „Bild“.
(Die) Leinwandarbeiten (...) von Herbert Linden sind Ergebnisse einer freien Entwicklungsarbeit, die anstelle von Bildideen strukturbildende Prozesse entwirft, an deren Ende die fertige Arbeit steht. Kunst soll entstehen im Sinne geistig belebter Materie aus der Reaktion komplementärer Substanzen, als Resultat einer evolutionären Entwicklung. Einfache, in der Auswahl reduzierte Arbeitsmittel produzieren in kontinuierlich abgewandelten Bearbeitungsprozessen eine Vielzahl typischer Strukturen, die sich zu homogenen Bildern und Gebilden verdichten. Die Arbeit – und damit der Entwicklungsprozess – wird beendet, wenn die Summe der Teile eine Bildsprache erzeugt, die über die reine Information ihrer Entstehung hinausgeht und sich als fertig entwickeltes Neues ausbildet.
Die Leinwandarbeiten sind Ergebnis zahlreicher chemisch-physikalischer Prozesse, die typische Reaktionsspuren hinterlassen. Aus ihnen setzt sich das spätere Bild zusammen. Binde- und Lösemittel nass in nass auf der liegenden Leinwand bilden die „Ursuppe“ mit dem Potential zersetzend und aufbauend, also formbildend zu wirken. Aus der kontinuierlichen Variation der Prozessabläufe entwickelt sich ein Strukturreichtum, der den Bildern die Anmutung von Gegenständlichkeit verleiht. (...)
Unmögliche Aufgabenstellungen und die Arbeit mit komplementären Substanzen und dem Prinzip der Selbstorganisation von Materie, sowie die strenge Beschränkung auf wenige einfache Arbeitsmittel, aus denen im eigendynamischen Prozess ein „Kosmos“ an Ausdrucksmöglichkeiten gewonnen werden kann, verweisen auf das zentrale Interesse des Künstlers am Prozess des Entstehens als Methode zur Entwicklung seiner Arbeiten.
Th. A. Querengässer

Der Text entstand zu meiner Einzel-Ausstellung DIE NATUR DER DINGE im Rheinischen Landesmuseum Bonn, 2003.
Leider ist Th. A. Querengässer, mein damaliger Kölner Galerist (galerie scala), mittlerweile  verstorben.

Kurz-Vita und Ausstellungsverzeichnis

1955 geboren in Neuss
1975 – 78 Studium der Kunstgeschichte im Hauptfach an der Universität Köln
1996 Mitgründer von CAP Cologne (Clouth-Atelier-Projekt, Köln)
          lebt und arbeitet seit 1974 in Köln

Einzelausstellungen (Auswahl)

1999 Galerie Ackermann, Bergisch Gladbach/Refrath
2001 galerie skala, Köln
2003 Die Natur der Dinge, Rheinisches Landesmuseum Bonn – (K)
2004 Galerie 40, Christine Rother, Wiesbaden
          Schöner Schaden, galerie skala, Köln
          Phoenix aus der Asche, Kunstverein im AK Harburg, Hamburg
2008 Schwarz im Stress, Galerie Brühl, Nicole Ritter, Brühl
2009 Kunst im Reihenhaus-die 2., h.g. lanzerath, Köln
2016 Planspiele, plus Raum für Bilder
2018 Natürlich abstrakt, Galerie Malte Frank, Zug

Gruppenausstellungen (Auswahl)

1996 Gummi & Mehr, CAP COLOGNE, Clouth-Werke Köln
1997 Face to Face, Rauminstallation Clouth-Werke, Köln - (K)
1999 Kunstmarkt Düsseldorf, Galerie Ackermann
2002 galerie skala, Ausstellung mit Andreas Hentrich,Köln
2004 Querblick, Kölnisches Stadtmuseum, Köln
          LV Kunsthalle, Frankfurt
2005 Meilenstein 20, Harburger Bahnhof, Hamburg
2007 Eigensinn, Ausstellung mit Eva Ohlow, Stapelhaus, Köln
          Sollst Dir ein Bild machen, Ausstellung mit Hermann Peterssen
          Turm der Martin-Luther-Kirche, Köln
          70 Kisten + Kästen, Sammlung Hiltrud Neumann
          BIS-Zentrum, Mönchengladbach
2008 Zusammen wachsen, Katowice – (K)
2009 LIST, Schallwellenprojekt mit Artur Staroszcyk, Clouth-Werke Köln
2010 ALLES SPUREN, Ausstellung mit Fritz Martin und Wilhelm Wiki
          HLP Galerie, Wesseling
          wir sind das CAPital, CAP Cologne im Künstlerforum Bonn
2011 Begegnungen – Deutschland & Japan, Tenri, Köln - (K)
          Galerie Mai, Düsseldorf – GA
          Kunstmesse art bodensee, Dornbirn Österreich
2012 ein Jahr danach, Benefiz für Japan, ART 68, Köln
          5 Jahre KiR, h.g. lanzerath, Köln
          Begegnungen – Japan & Deutschland, Okayama Japan
2013 Alles fließt, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Rheinbach
2014 LIST News, Ausstellung mit Artur Starosczyk, Gasmotorenfabrik Köln
2015 Kaum zu Glauben, Städtische Galerie Wesseling, Wesseling - (K)
2019 Zusammenschau, plus Raum für Bilder - (K)
          Kunstroute Ehrenfeld, Benefiz für terre des hommes
          Contemporary Basel, Malte Frank Galerie
2020 FINE ARTS .... in spite of Corona, HLP Galerie Wesseling
          Benefiz für terre des hommes - virtuell
          ART FAIR Mannheim - virtuell - Malte Frank Galerie
          ARTe Wiesbaden, HLP-Galerie
2021 INCorporating Hamburg, HLP-Galerie
          Discovery Art Fair Frankfurt, HLP-Galerie